Wer hätte sich das Schicksal vorstellen können, das mich erwartete: meine Geburt in einer Diktatur, der Verlust meines Augenlichts durch einen Unfall, meine plötzliche Flucht aus meiner Heimat, um eine Zukunft zu suchen, die ein wenig zu idyllisch war? Eines ist sicher: Das Schicksal ist wie all die Kriminellen, die ich heute bei der belgischen Bundespolizei anhöre. Mit ein wenig Willenskraft gibt es immer einen Weg, seinen Tricks zu entgehen. Die Person, die mich das gelehrt hat, ist ein enger und treuer Freund aus meiner Kindheit. Diese Freundin ist die Literatur. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nicht der, der ich jetzt bin, hier, unter Ihnen.
Musik: Daniel Offermann; Kamera: Jean-François Metz, Olivier Magis; Produktion: Luc Dardenne, Jean-Pierre Dardenne, Julie Frères; Drehbuch: Olivier Magis; Montage: Christopher Yates; Regie: Olivier Magis Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die Familie von Sonja und Haukur Goroarsson züchtet die in aller Welt berühmten Islandpferde. Haukur Marian, der Sohn der Familie, ist mit 13 Jahren schon ein geschickter Reiter. Wie seine 8jährige Schwester Lilja sitzt er schon von klein auf im Sattel. In diesem Jahr hofft der Junge, dass er zum ersten Mal beim traditionellen Auftrieb der Familienherde auf die Hochweiden mitreiten darf. Und das auch noch mit einem neuen Pferd, das er sich extra für diesen Zweck aussucht.
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Island, die größte Vulkaninsel der Welt, ist ein Sehnsuchtsland. Bekannt für Geysire, Gletscher und grandiose Landschaft. Noch berühmter ist sie für ihre Pferde: Islandpferde gelten als die spritzigsten und zugleich ausdauerndsten in ganz Europa. In stürmischem Stakkato tölten sie über Mooskissen und Lavagestein. Unerschrocken ziehen sie durch Flüsse, über Gletscher und Geröllfelder.
In der nordischen Mythologie kommen die Rösser gleich nach den Recken. Was wäre Siefgried ohne sein Pferd Grani, was Odin ohne Sleipnir. Natürlich kennt in Island jedes Kind die Geschichten dieser legendären Pferde. Und selbst die Sonne käme nicht vom Fleck, wenn nicht "Frühwach" und "Allgeschwind" ihren Wagen zögen. Vom Anbeginn der Kolonisierung waren die Isländer so eng mit ihren Pferden verbunden wie sonst nur die Reitervölker Zentralasiens. Diese Liebe zu Pferden ist bis heute lebendig geblieben.
Auch für Familie Goroarsson wäre ein Leben ohne Pferde undenkbar. Vater Haukur (34) wurde in Island geboren, Mutter Sonja stammt aus Deutschland. Das Paar lebt mit seinen Kindern in Vatnsdalur, einem fruchtbaren Tal in Nord-Island, vier Autostunden von der Hauptstadt Reykjavik entfernt. Ihre Islandpferde sind für sie "Wikinger auf vier Beinen."
Ohne die Tiere wäre die Besiedelung der unwirtlichen Insel am Polarkreis nicht möglich gewesen, denn die weitläufigen Steinwüsten im Landesinneren können zu Fuß kaum durchquert werden.
Der Film zeigt die Arbeit der Familie Goroarsson am Rande des Polarkreises mit eindrucksvollen Bildern. Die Geschichte beginnt am Anfang des Polarsommers. Auf Island wird es jetzt nicht mehr dunkel. Der Auftrieb der Pferde auf die Hochweiden steht bevor - eine jahrhundertealte Tradition. Drei Monate lang können die Tiere dort in absoluter Freiheit verbringen. Der 13jährige Haukur Marian hofft, dass er in diesem Jahr endlich mitreiten darf.
Erst im Herbst, wenn im Tal oft schon Schnee liegt, ist "rettir", der Abtrieb der Pferde. Überall im Land werden dann die Tiere wieder zusammengetrieben, gezählt und zu den Heimathöfen gebracht.
Doch bis dahin gibt es für die Goroarssons viel zu tun. Als erstes geht es durch das dünn besiedelte Land nach Myvatn, einer Seenlandschaft im Norden. Dort will die Familie das Pferd kaufen, das vielleicht geeignet ist für den ersten großen Ritt von Haukur Marian.
Stimme: Christian Baumann; Musik: Nils Kacirek; Montage: Verena Schönauer; Kamera: Richard Ladkani; Sound Design: Tomas Bastian; Regie: Lisa Eder; Drehbuch: Lisa Eder; Produktion: Thomas Wartmann Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Jadup ist Bürgermeister einer altmärkischen Kleinstadt. Als in seiner Stadt ein altes Haus einstürzt, kommt ein Buch zum Vorschein, das Jadup als junger Mann kurz nach dem Krieg dem Mädchen Boel schenkte. Der Fund versetzt ihn ihn die Vergangenheit. Jadup, das Umsiedlerkind, hatte sich mit mit Boel angfreundet, ihr Lesen und Schreiben beigebracht. Auch seine Begeisterung für die neue Zeit wollte er ihr nahe bringen. Boel liebte Jadup. Um die Warzen auf den Händen loswerden, ließ sie sie besprechen und wurde dabei vergewaltigt. Der Vorfall wirbelte viel Staub auf. Einige beschuldigten die russischen Besatzer. Boel weigerte sich, den Täter zu nennen, verließ die Stadt und blieb verschwunden. Jadups Nachdenken über die Vergangenheit bringt ihn dazu, sein Verhalten in der Gegenwart verändern. Er entschließt sich, seinem Sohn in einer Konfliktsituation beizustehen.
"Jadup und Boel" (1979-81) ist ein deutscher Gegenwartsfilm der DEFA von Rainer Simon. Von Anfang an unterlag das Kino als populäres Medium staatlichen Zensur-Eingriffen, so auch in der DDR. Simons "Jadup und Boel" war der letzte DEFA-Spielfilm, der nach seiner Fertigstellung verboten wurde. Dabei waren die zuständigen Behörden immer auf dem Laufenden. Bereits das Drehbuch hatte intern für Aufsehen gesorgt, und so stand die Produktion von Anfang an unter besonderer Beobachtung. Das Verbot erfolgte dennoch erst nach der Fertigstellung. Eine öffentliche Kinoaufführung war erst 1988 möglich.
Kamera: Roland Dressel; Drehbuch: Rainer Simon, Paul Kanut Schäfer; Musik: Reiner Bredemeyer; Schauspieler: Kurt Böwe, Käthe Reichel, Katrin Knappe, Heide Kipp, Michael Gwisdek, Gudrun Ritter, Franciszek Pieczka; Regie: Rainer Simon; Montage: Helga Gentz Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Jede Familie hat ein Geheimnis, einen dunklen Punkt, den keiner berühren will. Ihrer liegt in einem Land, das gar nicht mehr existiert: Drei Familien, aus der geschätzten Zahl von 250.000 politischen Gefangenen der DDR, kämpfen mit der Frage, wieviel Vergangenheit sie heute noch zulassen wollen.
Über drei Generationen geprägt durch Trennung, Repression und Sippenhaft, sitzen manche Wunden so tief, dass sie über Jahrzehnte niemand aufreißen wollte. Jetzt werden die Kinder erwachsen und damit wächst der Druck, das alte Schweigeabkommen zu brechen. Doch wie stellt man seinen Eltern die richtigen Fragen? Will man als Kind überhaupt alles wissen? Und wer soll eigentlich den ersten Schritt machen? Der Film zeigt die Auseinandersetzung dreier Familien mit den generationsübergreifenden Folgen der DDR-Vergangenheit und wird so zu einer Bestandsaufnahme im Umgang mit der jüngsten deutschen Geschichte.
Der Film wurde in der Sektion Panorma der 56. Berlinale uraufgeführt und auf mehr als 20 internationalen Festivals gezeigt.
Protagonist: Hannah Storck, Utz Rachowski, Anne Gollin, Luise Storck; Montage: Rune Schweitzer; Regie: Marc Bauder, Dörte Franke; Kamera: Börres Weiffenbach; Produktion: Marc Bauder; Drehbuch: Dörte Franke, Marc Bauder Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: JELNJA - STADT DES RUHMS erzählt die Geschichte der Schülerin Mascha, ihrer Mutter Svetlana und des Hobby-Ausgräbers Sergej im westrussischen Städtchen Jelnja in den Jahren nach Beginn der dritten Amtszeit von Wladimir Putin im Jahr 2012.
Gedreht über einen Zeitraum von mehr als 4 Jahren, dokumentiert der Film, wie das Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs zum Ausgangspunkt für eine Militarisierung der russischen Gesellschaft wird, die bereits im Kindergarten beginnt.
Angeleitet von ihrer Mutter, einer ehemaligen Armeeangestellten, widmet die 16jährige Mascha einen Großteil ihrer Freizeit militärischen Vorübungen und der Darbietung von Soldatenliedern. Die Neuntklässlerin schreibt Gedichte über den Großen Vaterländischen Krieg und soldatischen Heldenmut, die sie vor Kindergartenkindern vorträgt.
Jelnja hat eine besondere Bedeutung in der russischen Erinnerungskultur: Hier fand die erste erfolgreiche Gegenoffensive der Roten Armee gegen Hitlers Truppen im Zweiten Weltkrieg statt - kostete aber zehntausende Soldaten das Leben. Auch nach der Schlacht am Kursker Bogen des Jahres 1943 spielte sie eine Rolle.
Viele der rund um Jelnja Gefallenen wurden nie geborgen. Sergej, ein Mann im besten Alter, gräbt aus den Feldern und Wäldern rund um die Stadt immer wieder menschliche Gebeine und Waffenteile aus. Jedes Jahr zum Tag des Sieges am 9. Mai werden die neu gefundenen sterblichen Überreste in feierlicher Prozession durch Jelnja getragen und schließlich bestattet. Die Parade wird auch für die Vereidigung von Neumitgliedern der russischen Jugendarmee benutzt.
Sergej er ist einer der wenigen, der seine Zweifel hat, wenn staatliche Redner bei den vielen Kundgebungen zum Kriegsgedenken im Verlauf eines Jahres verkünden, der Westen bedrohe Russland im 21. Jahrhundert schlimmer als weiland die deutschen Nationalsozialisten.
ÜBER JELNJA Während das Städtchen in der russischen Erinnerungskultur eine herausragende Rolle spielt, ist Jelnja wirtschaftlich in ausgesprochen schlechter Verfassung. Die Arbeitslosenrate unter den rund 10.000 Einwohner*innen ist hoch; für junge Leute gibt es kaum Perspektiven. Die Fabriken, die hier noch zu Sowjetzeiten viele Menschen in Lohn und Brot hielten, wurden längst geschlossen.
In den Wirren des Zusammenbruchs der Sowjetunion fand die allein erziehende Svetlana Halt und ein festes Einkommen bei der Armee. Jetzt hofft die glühende Verehrerin von Präsident Wladimir Putin, dass auch ihre Tochter Mascha sich für eine Laufbahn beim Militär entscheidet.
Der Film über die STADT DES RUHMS wurde 2020 veröffentlicht. Kaum zwei Jahre später, am Vorabend des russischen Großangriffs auf die Ukraine, diente die Militärbasis von Jelnja als Sammlungspunkt für Truppen und Militärgerät. Satellitenbilder zeigten ein kontinuierlichen Anwachsen des Stützpunktes - und seine abrupte Leerung kurz vor dem 22. Februar 2022.
Jelnja liegt rund 100 Kilometer westlich der russisch-belarusischen Grenze in der Oblast Smolensk. Bis zur ukrainischen Grenze führt der Weg von Jelnja aus nach Süden rund 300 Kilometer durch die Oblast Brjansk.
Über den Regisseur: Dmitry Boguljubov kennt Jelnja seit Kindertagen. Er beschreibt seine Motivation für die Arbeit an diesem Film so: "Mit dem Aufstieg totalitärer Denkweisen der Menschen in Russland und vor dem Hintergrund der immer schlechter werdenden Beziehungen zwischen Russland und dem Westen wollen wir die Botschaft senden, dass die einfachen Menschen in erster Linie Opfer von Kriegspropaganda sind. Dies führt nur zu militärischen Konflikten, Leid und Tod - unabhängig von Ländern und Nationalitäten."
Nach dem russischen Großangriff auf die Ukraine leben weder der Regisseur noch der russische Produzent des Films noch in Russland.
HISTORISCHER HINTERGRUND: Die Jelnja-Offensive der Roten Armee Östlich von Jelnja hatte die Wehrmacht im August 1941 einen bogenförmigen Frontvorsprung erobert, den sogenannten Jelnja-Bogen. Weil er für einen möglichen Vorstoß in Richtung Moskau bedeutsam war, wurde um diesen Frontabschnitt besonders erbittert gekämpft. Am Ende gelang es der Roten Armee, die Wehrmacht bei ihrem Vormarsch 1941 zeitweilig zurückzudrängen.
Nach einer Serie verheerender Niederlagen der Roten Armee nach dem Bruch des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes und dem Angriff von Hitlers Wehrmacht auf die Sowjetunion ab Juni 1941 war die Jelnja-Offensive mehr als zwei Monate nach dem Überfall die erste erfolgreiche Abwehroperation der Roten Armee. Die von General Georgi Shukow angeordnete Aktion war von hoher Symbolkraft für sowjetische Armee.
1943 spielte Jelnja eine Schlüsselrolle bei der Gegenoffensive der Roten Armee in der Folge der Schlacht am Kursker Bogen. Mit der am 30. August erzwungenen Räumung der Stadt von deutschen Truppen begann deren Rückzug an diesem Frontabschnitt im großen Maßstab. Die Stadt wurde mit dem Orden des Vaterländischen Krieges I. Klasse ausgezeichnet.
Produktion: Filip Remunda, Simone Baumann, Dmitry Bogolyubov, Vít Klusák, Vlad Ketkovich; Drehbuch: Dmitry Bogolyubov; Stimme: Dmitry Bogolyubov; Regie: Dmitry Bogolyubov; Sound Design: Jan Cenek; Montage: Phil Jandaly Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die Einweihung der Barenboim-Said-Akademie in Berlin markierte eine neue Phase innerhalb des politischen und pädagogischen Engagements des Musikers und Pädagogen Daniel Barenboim. BEYOND THE MUSIC porträtiert diese innovative Akademie, deren Aufgabe es ist, humanistische Ideale, Musik und Philosophie zu vereinen. Fast 20 Jahre nach der Gründung des West-Eastern-Divan-Orchesters entsteht aus der Freundschaft zwischen Barenboim und dem palästinensischen Humanisten Edward Said ein weiteres Projekt der interkulturellen Verständigung.
Produktion: Mirjam von Arx; Kamera: Marcus Winterbauer; Drehbuch: Stefan Schwietert, David Bernet; Regie: David Bernet; Montage: Catrin Vogt; Protagonist: Daniel Barenboim Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die 17-jährige Zümbüla ist das jüngste von zehn Kindern der Familie Bekmurodow. Sie lebt in der Bergregion Boysun, im südlichsten Zipfel des östlichen Usbekistan. Die Gegend gehört zu den ältesten Siedlungsgebiete der Menschheit. Heute ist sie von Grenzen umschlossen. In Richtung Westen ist es nicht weit nach Turkmenistan, Richtung Osten liegt Tadshikistan, und rund 150 Kilometer südlich beginnt Afghanistan.
Vor einem Jahr, mit 16, hat Zümbüla die Schule beendet. Jetzt wird sie in den Kreis der erwachsenen Frauen ihres Dorfes aufgehommen und zieht im Sommer mit ihnen auf die Hochalmen der Berge. Die Männer bleiben im Tal. Überhaupt leben Männer und Frauen in den Dörfern von Boysun in recht getrennten Welten.
Zümbüla soll möglichst bald heiraten. Sie träumt davon, ihr Leben mit einem Mann zu verbringen, den sie liebt, und schwärmt für einen Reiter aus dem Nachbardorf. Auch ihr Vater Kodir (73) möchte, dass Zümbüla glücklich wird. Aber für ihn ist auch selbstverständlich, dass für seine geliebte Jüngste nur ein Mann in Frage kommt, der mindestens genauso viel Vieh besitzt wie er und Land noch dazu. Dann könnten die Familien die Felder zusammenlegen und sich gegenseitig helfen.
Als gläubiger Moslem möchte sich Kodir bald einen Lebenstraum erfüllen: Eine Pilgerreise in die Wüstenstadt Samarkand. Sie liegt im Norden der Region Boysun. Zwei volle Tagesreisen vom Bergdorf der Bekmurodows entfernt. Keiner der gegenwärtigen Bewohner des Dorfes hat die legendäre Stadt an der Seidenstraße je mit eigenen Augen gesehen. Zümbüla darf ihren Vater begleiten. Ob ihr in ihrem Leben jemals wieder so eine Ehre zuteil wird, kann niemand vorhersagen.
Montage: Kirsten Liesenborghs; Drehbuch: Thomas Wartmann, Lisa Eder; Regie: Thomas Wartmann, Lisa Eder; Sound Design: Tobias Corts, Hans R. Weiss; Stimme: Annette Wunsch, Osman Ragheb; Musik: Ludwig Eckmann, Winfried Zrenner; Produktion: Markus Breimaier, Thomas Wartmann; Kamera: Richard Ladkani Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Claudia ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor Verantwortung, auf der Flucht vor Entscheidungen. Mit 14 wurde sie schwanger; mittlerweile geht ihr Sohn Daniel längst in den Kindergarten. Daniel dient Claudia als Ausrede dafür, warum sie auch mit Anfang 20 weder die Schule abgeschlossen noch sich je eine Arbeit gesucht hat.
Claudia und ihr Sohn wohnen in der Gemeindewohnung von Claudias Mutter Gabi. Auch Claudias Bruder Gerhard lebt noch dort. "So viel Zeit und kein Leben," fasst Gerhard die Situation der Familie zusammen. Keiner der drei Erwachsenen im Haushalt ist erwerbstätig. Smartphones, Fernsehen und Computerspiele vertreiben die Zeit. Und manchmal Karaoke. Ein Song von Mariah Carey und Whitney Houston gehört zu Claudias Lieblingsliedern. Darin heißt es: "Who knows what miracles you can achieve / When you believe. / Somehow you will, you will when you believe."
Doch Claudia scheint eben nicht zu glauben. Und noch weniger zu tun. In Gedanken baut sie Luftschlösser. In der Realität hat sie Angst, den ersten Schritt zu tun.
Als sie mit ihrem Sohn zu ihrem neuen Freund Marvin zieht, der eine Ausbildung absolviert, keimt Hoffnung auf, dass sie es schafft, aktiv zu werden.
Der Film basiert auf einer sehr langen persönlichen Beziehung der Regisseurin Lisa Weber zur Protagonistin Claudia. Sie begann, als Claudia 11 und Lisa Weber 19 Jahre alt waren. Die künftige Regisseurin war beeindruckt von dem coolen Mädchen auf dem Spielplatz und suchte ihre Freundschaft. Erste Gedanken, das Leben von Claudia und ihrer Familie zu dokumentieren, keimten auf, als Claudia drei Jahre nach dem Kennenlernen schwanger wurde. Danach dauerte es noch einmal vier Jahre, bis jenseits von Rechercheaufnahmen die eigentlichen Dreharbeiten begannen.
Fortan waren Lisa Weber und ihr Team drei Jahre lang sehr nah an der Seite der Familie.
JETZT ODER MORGEN zeigt, was passiert, wenn scheinbar nichts passiert.
Uraufführung 2020 auf der Berlinale in der Sektion Panorama Dokumente. Als einer von vier Dokumentarfilmen Nominierung zum Besten Dok-Film beim Österreichischen Filmpreis 2022.
Produktion: Rudi Takacs, Ulrich Seidl; Montage: Roland Stöttinger; Sound Design: Lenja Gathmann; Regie: Lisa Weber; Kamera: Carolina Steinbrecher; Drehbuch: Lisa Weber, Roland Stöttinger Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Als Journalist, Schriftsteller und Mitglied der französischen Résistance gegen den Nationalsozialismus war Joseph Kessel (1898 - 1979) für seine Zeitgenossen eine Legende.
Joseph Kessel wurde in Argentinien geboren, wohin seine russisch-jüdischen Eltern vor Pogromen in Russland geflohen waren. Um ihren Kindern das Leid zu ersparen, das sie selbst durchlebt hatten, beschließen Kessels Eltern, ihre drei Söhne ohne Bezug zu ihrer jüdischen Herkunft zu erziehen. Dass er Jude ist, erfährt Joseph im Alter von 7 Jahre nur zufällig.
Nach einer wechselvollen Kindheit und Jugend mit Stationen in Argentinien, dem russischen Orenburg im Ural, Nizza, dem ländlichen Frankreich und schließlich Paris, meldet sich der Sohn eines Arztes im 1. Weltkrieg zunächst als Freiwilliger der französischen Armee. Nach der russischen Oktoberrevolution wird er nach Vladivostok entsandt, um im russischen Bürgerkrieg die gegen die Bolschewiki gerichteten Kräfte zu unterstützen.
Zurück in Paris träumt er von einer Karriere als Schauspieler, doch der Selbstmord seines nur wenig jüngeren Bruders wirft den 22jährigen "Jef" am Beginn der 1920er Jahre aus der Bahn. Er kehrt dem Theater den Rücken, wird Journalist und Romancier.
Bereits seine erste Buchveröffentlichung, "L'Equipage", wird ein mehrfach verfilmter Bestseller, und auch später werden viele von Kessels Reportagen und Romane verfilmt. So etwa stammt die Vorlage von "Belle de Jour - Schöne des Tages" von Luis Buñuel aus Kessels Feder, aber auch die Geschichte der "Spaziergängerin von Sans-Souci," einer deutsch-französischen Koproduktion mit Romy Schneider und Michel Piccoli. Auch in Hollywood reüssierten seine Werke. Kein Geringerer als Humphrey Bogart produzierte auf Grundlage von Kessels Roman "SIROCCO - Zwischen Kairo und Damaskus" einen Spielfilm. Die Geschichte spielt während der Syrischen Revolution 1925-1927, die sich gegen die französische Mandatsherrschaft richtete.
Kessels erfolgreichster Roman ist der Kinderbuchklassiker Le Lion (Patricia und der Löwe), den der Autor 1958 im Alter von 60 veröffentlichte.
"Das Leben ist so schön und wert gelebt zu werden - auch wenn wir jegliche Illusionen über uns selbst, unsere Mitmenschen und die Welt im allgemeinen verloren haben. Wer nicht trotz alledem das beste aus seinem Leben macht, der verdient es nicht." Nach diesem Motto lebte und liebte Kessel, der neben zwei Weltkriegen auch Flirts mit Drogen und Alkohol überlebte. Dank seines ausgeprägten Sinns für Dramatik ist in Kessels romanhafter Lebensgeschichte oft schwer auszumachen, was Realität und was Fiktion ist.
Der vorliegende Film erzählt mit dokumentarischen Mitteln das Leben eines rastlosen Abenteurers, der keine Furcht zu kennen schien: eine außergewöhnliche, atemberaubende Biografie.
Montage: Coline Beuvelet; Musik: Éric Slabiak; Sound Design: David Lassalle; Regie: Marie Brunet-Debaines; Kamera: Laurent Chalet; Drehbuch: Marie Brunet-Debaines; Produktion: Sylvie Gautier Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Als Journalist, Schriftsteller und Mitglied der französischen Résistance gegen den Nationalsozialismus war Joseph Kessel (1898 - 1979) für seine Zeitgenossen eine Legende.
Joseph Kessel wurde in Argentinien geboren, wohin seine russisch-jüdischen Eltern vor Pogromen in Russland geflohen waren. Um ihren Kindern das Leid zu ersparen, das sie selbst durchlebt hatten, beschließen Kessels Eltern, ihre drei Söhne ohne Bezug zu ihrer jüdischen Herkunft zu erziehen. Dass er Jude ist, erfährt Joseph im Alter von 7 Jahre nur zufällig.
Nach einer wechselvollen Kindheit und Jugend mit Stationen in Argentinien, dem russischen Orenburg im Ural, Nizza, dem ländlichen Frankreich und schließlich Paris, meldet sich der Sohn eines Arztes im 1. Weltkrieg zunächst als Freiwilliger der französischen Armee. Nach der russischen Oktoberrevolution wird er nach Vladivostok entsandt, um im russischen Bürgerkrieg die gegen die Bolschewiki gerichteten Kräfte zu unterstützen.
Zurück in Paris träumt er von einer Karriere als Schauspieler, doch der Selbstmord seines nur wenig jüngeren Bruders wirft den 22jährigen "Jef" am Beginn der 1920er Jahre aus der Bahn. Er kehrt dem Theater den Rücken, wird Journalist und Romancier.
Bereits seine erste Buchveröffentlichung, "L'Equipage", wird ein mehrfach verfilmter Bestseller, und auch später werden viele von Kessels Reportagen und Romane verfilmt. So etwa stammt die Vorlage von "Belle de Jour - Schöne des Tages" von Luis Buñuel aus Kessels Feder, aber auch die Geschichte der "Spaziergängerin von Sans-Souci," einer deutsch-französischen Koproduktion mit Romy Schneider und Michel Piccoli. Auch in Hollywood reüssierten seine Werke. Kein Geringerer als Humphrey Bogart produzierte auf Grundlage von Kessels Roman "SIROCCO - Zwischen Kairo und Damaskus" einen Spielfilm. Die Geschichte spielt während der Syrischen Revolution 1925-1927, die sich gegen die französische Mandatsherrschaft richtete.
Kessels erfolgreichster Roman ist der Kinderbuchklassiker Le Lion (Patricia und der Löwe), den der Autor 1958 im Alter von 60 veröffentlichte.
"Das Leben ist so schön und wert gelebt zu werden - auch wenn wir jegliche Illusionen über uns selbst, unsere Mitmenschen und die Welt im allgemeinen verloren haben. Wer nicht trotz alledem das beste aus seinem Leben macht, der verdient es nicht." Nach diesem Motto lebte und liebte Kessel, der neben zwei Weltkriegen auch Flirts mit Drogen und Alkohol überlebte. Dank seines ausgeprägten Sinns für Dramatik ist in Kessels romanhafter Lebensgeschichte oft schwer auszumachen, was Realität und was Fiktion ist.
Der vorliegende Film erzählt mit dokumentarischen Mitteln das Leben eines rastlosen Abenteurers, der keine Furcht zu kennen schien: eine außergewöhnliche, atemberaubende Biografie.
Montage: Coline Beuvelet; Produktion: Sylvie Gautier; Musik: Éric Slabiak; Kamera: Laurent Chalet; Drehbuch: Marie Brunet-Debaines; Regie: Marie Brunet-Debaines; Sound Design: David Lassalle Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Gentleman aus Deutschland und Alborosie aus Italien sind Raggae-Musiker. Auf der Suche nach Authentizität jenseits der westlichen Konsumgesellschaften reisen sie ins Land von Rastafari und Reggae: JAMAIKA.
Dabei treffen sie unter anderem Jack Radics, ein Urgestein des Reggae, und Damian Marley, genannt Jr. Gong - jüngster Sohn von Bob Marley und selbst Musiker. Gentlemans Freund und Fahrer Natty wird zum Reiseführer der ganz besonderen Art: Er eröffnet den Gästen aus Europa einen unverstellten Blick auf die Härten des Alltags vieler Jamaikaner. Von wegen Inselträume. Professorin Carolyn Cooper sorgt dagegen für Einblicke in jamaikanische Politik und Kultur.
Mit den Protagonisten tauchen wir in eine Welt, wo Musik zum Ventil wird und einen Kontrapunkt zu Armut, Kriminalität und Perspektivlosigkeit setzt - und zugleich Mut macht und tiefe spirituelle Verbundenheit ermöglicht.
Sieben Jahre lang folgten die zwei Regisseure Noël Dernesch und Moritz Springer sowie Kameramann Marcus Winterbauer (u.a. "Rhythm is it") Gentleman und Alborosie in eine Welt voller Kontraste, von der Alborosie sagt: "God lives here. But Satan too." - Welcome on board for JOURNEY TO JAH!
Protagonist: Gentleman, Alborosie, Alberto D'Ascola; Regie: Noël Dernesch, Moritz Springer; Produktion: Jan Krüger, Reto Caduff; Montage: Michèlle Barbin; Musik: Beat Solèr; Drehbuch: Noël Dernesch, Moritz Springer; Kamera: Marcus Winterbauer Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: »Weiblichkeit ist ein Wort, das wir mit allem füllen können, was wir wollen«, sagen sie. Sie füllen es mit Juck.
Die schwedische Frauentanzgruppe "Juck" ging 2013 mit ihrem "Hump"-Tanz (durch das Auf- und Abbewegen des Beckens) viral. Der mehrfach ausgezeichnete (u.a. New York's LGBTQ Film Festival, Palm Springs ShortFest, Berlinale) Film ist eine Schnittstelle zwischen Doku, Tanzperformance und Fiktion und setzt sich feministisch mit der Frage rund um den Frauenkörper und Feminität auseinander.
Ein rhythmischer Takt, Nahaufnahme eines keltischen Rocks, eine Hand formt eine Faust. Die Muscheln bauen sich auf. Das Becken wiederholt einen starken, rhythmischen Stoß. Immer wieder wiederholen die Mädchen synchron die kleine, aber kraftvolle Bewegung des Beckenstoßes, während sie in kurzen, schnellen Stößen ausatmen und den Zuschauer in einen mantrischen Bann ziehen. Viele Szenen in JUCK gewinnen ihre Kraft aus genau diesen starken Bildern körperlicher Kraft. Die weibliche Tanzgruppe JUCK, die hier in einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion präsentiert wird, tritt auf öffentlichen Plätzen auf. Indem sie sich zwischen den Beinen kratzen oder den Blicken widerstehen, legen sie männliche Dominanzmuster offen und reizen sie aus, verkehren sie und stellen sie in Frage. Selbst die Schottenröcke, die alle Mädchen als Gruppenuniform tragen, sind Symbole der männlichen - im wahrsten Sinne des Wortes - phallischen Freiheit.
Der Film (...) ist ein wichtiger Beitrag zur Relevanz von Geschlechterfragen in der heutigen Gesellschaft; als Reflexion darüber, dass sich etwas tut, aber auch als Spiegel für die Tatsache, dass unser System immer noch ein patriarchalisches ist. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass diese Bewegung der Ermächtigung in immer noch verfestigten Systemen des Patriarchats stattfindet und dass die von uns verwendeten Ausdrücke Ausdruck dieses Patriarchats sind. Neue Gedanken, neue Konzepte wären notwendig, um aus dieser Struktur auszubrechen. Konzepte, die nicht auf Ausgrenzung und Macht abzielen, sondern auf ein gleichberechtigtes Miteinander. Die Frage, die sich unsere Gesellschaft stellen muss und die sich auch der Film hätte stellen müssen, lautet: Wie können wir den Menschen aktiv in den Prozess einbeziehen, ohne ihn aus der Diskussion auszuschließen und mit dem Finger auf ihn zu zeigen? (Susanne Meisenberg)
Inhalt: Das klassische Konzertpublikum wird immer älter; schon heute gilt ein Durschnittsalter von 65 Jahren. Die Konzertsäle werden gleichzeitig immer leerer. In diesem schwierigen Kontext schafft es der "TONALi Grand Prix", mit einem begeisternden Konzept in Hamburg neue Impulse zu setzen. Jung & Piano dokumentiert dieses mit diversen Preisen ausgezeichnete Kulturereignis, das nur vordergründig ein hochkarätiger Wettbewerb der besten in Deutschland lebenden Nachwuchsmusiker ist. Im Focus des TONALi Grand Prix steht die große Frage nach der Zukunft der Klassischen Musik, und wie sich das Konzertleben verändern soll, damit es erhalten bleiben kann. Die beiden Hamburger Cellisten Amadeus Templeton und Boris Matchin haben ein ganzheitliches Konzept entwickelt, mit dem sie junge Menschen für klassische Musik begeistern und einen Imagewandel von Klassik als Musikgattung herbeiführen wollen. "Jung & Piano" zeigt den Musikwettbewerb 2013 mit seinen hohen, ungewöhnlichen Anforderungen an die talentierten jungen Pianisten, die sich monatelang auf dieses Ereignis vorbereitet haben. Die Kamera ist auch dabei, wenn die Teilnehmer des Wettbewerbs bei Konzerten an Hamburger Schulen vor einem sehr jungen Publikum spielen, das oft zum ersten Mal klassische Musik hört.
Montage: Paul Taegert; Kamera: Stefan Lindenau, Christoph Schmitz, Marc Godhoff; Produktion: Ute Schneider; Regie: Oliver Gieth Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In Agadez, Niger, wie auch anderswo, gibt es Polizeibeamte und Gerichtsverhandlungen. Daneben gibt es aber noch ein anderes Rechtssystem, das auf einer muslimischen Tradition beruht. Der "Cadi" ist ein Friedensrichter, der sich auf den Koran beruft. Cadi"-Gerichtsverhandlungen sind Szenen, in denen eine ganze Gesellschaft auf großartige und bewegende Weise dargestellt wird. Sie bieten auch die Möglichkeit, einen näheren Blick auf die muslimische Lebensweise zu werfen, die von Klischees und Trivialitäten befreit ist.
Montage: François Sculier; Kamera: Christian Lelong, Florian Bouchet, Pierre Mortimore, Michel K. Zongo; Produktion: Christian Lelong; Regie: Christian Lelong; Sound Design: Fanny Lelong, Pierre Mortimore; Drehbuch: Christian Lelong Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In Agadez, Niger, wie auch anderswo, gibt es Polizeibeamte und Gerichtsverhandlungen. Daneben gibt es aber noch ein anderes Rechtssystem, das auf einer muslimischen Tradition beruht. Der "Cadi" ist ein Friedensrichter, der sich auf den Koran beruft. Cadi"-Gerichtsverhandlungen sind Szenen, in denen eine ganze Gesellschaft auf großartige und bewegende Weise dargestellt wird. Sie bieten auch die Möglichkeit, einen näheren Blick auf die muslimische Lebensweise zu werfen, die von Klischees und Trivialitäten befreit ist.
Kamera: Michel K. Zongo, Florian Bouchet, Pierre Mortimore, Christian Lelong; Montage: François Sculier; Sound Design: Pierre Mortimore, Fanny Lelong; Drehbuch: Christian Lelong; Regie: Christian Lelong; Produktion: Christian Lelong Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Wahre Liebe? Glück? Sehnsucht? Von all dem will Ex-Fußballer Dev (Shah Rukh Khan) nichts wissen. Seit seine Profikarriere durch einen Unfall beendet wurde, überlässt er das Träumen seiner selbstbewussten, ehrgeizigen Frau Rhea (Preity Zinta), die zur viel beschäftigten Redakteurin eines New Yorker Modemagazins aufsteigt. Ihr Bemühen um ein harmonisches Familienleben wird zur täglichen Zerreissprobe. Auch Maias (Rani Mukerji) Sehnsüchte sind tief unter ihren Eheproblemen vergraben. Trotz Zweifel hat sie ihren besten Freund Rishi (Abhishek Bachchan) geheiratet. Gefasst ertragen beide ihren leidenschaftslosen Alltag, der ihre unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben immer klarer werden lässt. Gerade als Dev und Maia keinen Ausweg mehr sehen, nimmt ihr Leben eine Wendung. Denn das Schicksal lässt sie den Traum der wahren Liebe neu erleben...
Packendes, emotionsgeladenes Bollywood-Kino, das perfekt alle Regeln des Genres beherrscht. Das Ehedrama hatte seinerzeit in Indien mit seiner mutigen, liberalen Haltung zur Scheidung für Aufsehen und Diskussionen gesorgt.
Inhalt: In Afghanistan endet eine Kindheit sehr früh. Schon der etwa vierjährige BENJAMIN weiß, dass überall tödliche Gefahren lauern. Er übt das Zählen an Grabsteinen von Opfern eines Selbstmordattentäters. Dass er schon einmal zusehen musste, wie jemand verblutete, scheint nichts besonderes zu sein. Und als Spielplatz dient ihm und seinen Freunden ein ausgeweideter sowjetischer Panzer. Benjamins älterer Bruder AFSHIN ist gerade 12, als ihm sein Vater zum Haushaltsvorstand bestimmt. Denn der Vater ist Polizist in Kabul. Um nicht getötet zu werden, muss er Afghanistan auf unbestimmte Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit wird Afshin zwar weiterhin zur Schule gehen - aber zusätzlich muss er für seine Mutter und die jüngeren Geschwister sorgen: das ewig undichte Hausdach flicken, Bäume wässern, die Einkäufe erledigen. Seine Mutter darf es nicht. Für alle gilt als oberstes Sicherheitsgebot, wegen der vielen Selbstmordattentate jedwede Menschenansammlung zu meiden.
Als Busfahrer im Gewimmel von Kabul ist ABAS immer auf der Suche nach Passagieren. Er hat Frau und Kinder, aber sonst nicht viel Glück im Leben. Seine Eltern sind längst tot. Von klein auf musste er mit Gelegenheitsjobs für sich selbst sorgen. Jetzt ist ein klappriger Bus die Lebensgrundlage für ihn und seine Familie. Und an dem ist ständig etwas anderes kaputt. Abas hat Schulden. Um seine Probleme zu vergessen, singt er und tröstet sich mit Drogen.
Die Staubwolken von Kabul verhüllen die Stadt in einen Schleier aus Angst. In dem Meer der Häuser leben Menschen mit Gefühlen und Träumen, die jeden Tag der Sorge vor Gewalt trotzen.
Regisseur Abozaar Amini ist seinen Protagonisten sehr nahe. Er ist ihrem Schicksal nur entronnen, weil ihn seine Mutter um das Jahr 2000 herum zur Flucht drängte. In den Niederlanden schaffte er es, Regie zu studieren, und hier lebt er. "Kabul, City in the Wind" ist sein Langfilm-Debüt, für das er 15 Mal zum Drehen zurück nach Afghanistan fuhr.
Der Film wurde auf dem renommierten IDFA Dokumentarfilmfest Amsterdam uraufgeführt und mit dem Special Jury Award geehrt. Weitere Festivalteilnahmen trugen ihm u.a. den NEXT:WAVE Preis des CPH:DOX Kopenhagen ein und führten ihn zu den Visions du Réel im Schweizerischen Nyon und auf das DOK.fest München.
epdFilm / FILM DES JAHRES 2021 "Die sorgfältig komponierten Bilder entfalten [bei aller Trostlosigkeit der Lebensverhältnisse] eine poetische Kraft; sie prägen sich ebenso tief ein wie die Blicke der Kinder, die sich unmittelbar auf den Betrachter richten."
Inhalt: Aufgewachsen in einem palästinensischen Flüchtlingslager hat der vierzehnjährige Ali Messalam von klein auf gelernt, "die Juden" zu hassen. Nach der gemeinsamen Flucht mit seiner Familie aus dem Libanon gelangt er schließlich nach Berlin Kreuzberg. Hier sucht Ali Anschluss bei den arabischen Jugendlichen im Kiez. Doch dafür muss er erst beweisen, was er drauf hat. Er soll als Mutprobe in die Wohnung seines jüdisch-russischen Nachbarn Alexander einbrechen. Die Jugendlichen folgen Ali und verwüsten im Exzess die Wohnung des alten Mannes. Doch nur Ali wird von dem vorzeitig zurückkehrenden Alexander erkannt und bei der Polizei angezeigt. Um einer Verurteilung und der damit verbundenen Abschiebung zu entgehen, bleibt ihm nur eine einzige Chance: Ali muss sich dem verhassten Feind annähern und ihn um Unterstützung bitten...
Regie: Leo Khasin; Schauspieler: Younes Hussein Ramadan, Heinz W. Krückeberg, Kida Khodr Ramadan, Neil Belakhdar, Sanam Afrashteh, Ryszard Ronczewski, Neil Malik Abdullah; Produktion: Martin Bach; Montage: Horst Reiter; Kamera: Mathias Schöningh; Musik: Dieter Schleip; Drehbuch: Leo Khasin Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: "Kampf der Königinnen" ist ein Heimatfilm, der den Kuhkampf (nicht Stierkampf), ein traditionelles Ereignis in der südlichen Sonnenstube der Schweiz, dokumentarisch einfängt. Der Kampf selbst ist ein schnaubendes Hin und Her, eine Explosion aus Muskeln und Masse, archaisch und wild. Ein Tanz tonnenschwerer Kräfte in Schwarz-Weiss, rhythmisch unterbrochen durch aus der Zeit gelöste Einstellungen. Getragen durch die Stränge verschiedener Nebenfiguren wie etwa den engagierten Bauern mit seiner Kuh, der Radioreporter bei seiner ersten wirklichen Prüfung und die jugendliche Mopedgang, die versucht, den Blick eines Cowgirls auf sich zu ziehen.
Der Film wurde auf der Berlinale in der Sektion Perspektive deutsches Kino uraufgeführt und anschließend u.a. bei den Visions du Réel (Nyon), dem Filmfestival Locarno, der Duisburger Filmwoche sowie beim Indie-Kino-Festival von Buenos Aires gezeigt.
Montage: Kaya Inan; Protagonist: Philip Steiner, Matteo Ruppen, Deny Bregy, Beat Brantschen, Mail Zumofen; Regie: Nicolas Steiner; Kamera: Markus Nestroy Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Seit 13 Jahren reist Richterin Sueli Pini mit einem Justizschiff aller zwei Monate aus der Provinzhauptstadt Macapá zu den entlegenen Dörfern am Amazonas-Delta. Arne Birkenstock (u.a. Deutscher Filmpreis für "Chandani und ihr Elefant") und sein Kamerateam haben eine ihrer Reisen begleitet.
Der brasilianische Staat weiß bis heute nicht genau, wie viele Menschen überhaupt am Amazonas leben. Viele haben weder Pass noch Geburtsurkunde und sind damit bei keiner staatlichen Stelle registriert. Sie leben in unzugänglichen Weilern und Dörfern, zu denen keine Straße führt. Diese Menschen sind unsichtbar, sie haben keinen Zugang zu Sozialleistungen, zum Gesundheitssystem oder zur Justiz. Es ist, als würden sie gar nicht existieren. "Diese Menschen wurden über viele Jahre vom brasilianischen Staat ignoriert und schlicht vergessen", sagt Richterin Sueli Pini. Mit ihrem Justizschiff bringt sie ein ganzes Bündel staatlicher Dienstleistungen zu der Bevölkerung am nördlichen Amazonas. Der Dampfer beherbergt ein Gericht mit Staatsanwalt, Gerichtsvollziehern und Pflichtverteidigern, ein Ärzteteam mit Zahnarzt, Ärztin und Krankenschwestern und ein Passamt mit Beamten und Ausweisformularen.
54 Personen umfasst die Behördencrew, die sechs Mal im Jahr den Alltag ihrer Amtsstuben mit dem Leben an Bord eines Amazonasdampfers tauscht. Genächtigt wird in Hängematten und jeden Morgen wird der Schlafsaal im Zwischendeck in einen Gerichtssaal verwandelt. Der Dampfer füllt sich dann schnell mit Menschen aus der Region, die mit ihren kleinen Fischerbooten am Justizschiff anlegen. Verhandelt werden neben Grundstücksstreitigkeiten vor allem familienrechtliche Angelegenheiten und kleinere Gewaltverbrechen. Außerdem berät die Crew die Menschen vor Ort bei Behördengängen jeder Art und hilft bei der Formulierung von Anträgen auf Familiengeld, Rente oder Gesundheitsleistungen.
Doña Enriqueta verklagt den Nachbarn von gegenüber, der seine Büffel jeden Morgen durch den Fluss treibt und auf ihrem Grundstück grasen lässt. Die frisch geschiedene, siebenfache Mutter Rosinalda muss vor ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann geschützt werden. Und der nur 17jährige Schrotflintenschütze Roberto soll wieder zurück auf den Pfad der Tugend gebracht werden. Es geht um streitende Schülerinnen und um den Unterhalt für außereheliche Kinder, um nie vermessene Grundstücksgrenzen und um einen Eimer, mit dem ein erzürnter Fischer einen anderen geschlagen haben soll. Mittendrin ist Richterin Sueli Pini, die immer wieder versucht, einen Kompromiss oder Vergleich zwischen Täter und Opfer, zwischen Kläger und Beklagten zu vermitteln. Mit Engelszungen redet sie auf die Beteiligten ein, ringt um Entschuldigung und Entschädigung und verpflichtet alle minderjährigen Delinquenten zur Wiederaufnahme des Schulbesuchs.
Mit an Bord ist auch ein medizinisches Team, das Wurmkuren verschreibt und längst verfaulte Zähne zieht. Das Pass-Amt des Schiffes stellt Ausweise und Geburtsurkunden aus und verhilft vielen Bewohnern des Amazonas-Deltas überhaupt erst zur Existenz im Sinne des brasilianischen Staates. Richterin Sueli Pini führt die Reisen durch, obwohl sie selbst alleinerziehende Mutter von sieben Kindern ist. Und jede ihrer Reisen ist auch ein Kampf mit ihren Kollegen zu Hause: "Noch größer als die geographische Distanz sind die kulturellen Entfernungen, die wir zu überbrücken haben. Die meisten meiner Kollegen und Vorgesetzten waren noch niemals hier, deshalb können sie nicht wertschätzen, wie wichtig unsere Reisen für die Menschen vor Ort und für den brasilianischen Staat sind." Bislang konnte sie sich durchsetzen. Ihr Justizschiff wird weiter die "Vergessenen" am Amazonas aufsuchen, um aus ihnen Bürger des brasilianischen Staates zu machen, die die ihnen zustehenden staatlichen Dienstleistungen auch nutzen können.
Sound Design: Tomas Bastian; Stimme: Birgit K. Maier, Christian Baumann, Annette Wunsch; Regie: Arne Birkenstock; Produktion: Thomas Wartmann, Markus Breimaier; Drehbuch: Arne Birkenstock; Musik: Nils Kacirek; Montage: Verena Schönauer; Kamera: Lars Barthel Standort: Filmfriend Streamingdienst
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