Inhalt: ?Der lange Atem" spielt eineinhalb Jahre nach der verheerenden Fukushima-Tsunami-Katastrophe in einer der betroffenen japanischen Provinzen. Ein Inspektor, früher zuständig fürs Zeichnen von Phantombildern gesuchter Krimineller, ist nach dem Tsunami mit seiner Frau in deren zerstörtes Heimatstädtchen zurückgekehrt. Er verfertigt anhand von Fotos der entstellten Gesichter der Tsunamiopfer möglichst präzise Phantomzeichnungen, damit den Hinterbliebenen die Identifizierung ihrer Angehörigen zumutbar wird. Der Zeichner stellt sich dieser Herausforderung von ganzem Herzen, mit all seinem Talent ? getragen von der Hoffnung, dabei mitzuhelfen, die Welt der Hinterbliebenen wieder zurechtzurücken, wieder hinreichend ?in Ordnung" zu bringen. Mit dem ?Zurückzeichnen" der entstellten Gesichter, mit dem ?Wegzeichnen" der Wunden macht Nina Jäckle erahnbar, erfahrbar, was die Überlebenden auch heute noch zu bewältigen haben ? und wie es ist, mit der atomaren Bedrohung, der radioaktiven Verseuchung, mit Angst und Einsamkeit ?fertig" zu werden. Wie es ist, in einer geisterhaften Ebene zurückzubleiben, in der alles, was bislang das Leben war, auf einen Schlag nicht mehr ist. Schlagworte: F Belletristik und verwandte Gebiete, FB Belletristik: allgemein und literarisch, FBA Moderne und zeitgenössische Belletristik: allgemein und li Umfang: 176 S. ISBN: 978-3-86351-214-9
Inhalt: 1933 ist Tamara Danischewski 21 Jahre alt. Sie studiert in Dresden Tanz bei Mary Wigman und Gret Palucca. Abends tritt sie im Kabarett auf, um für sich und ihre Mutter Geld zu verdienen. Dort lernt sie den Maler Otto Dix kennen, der sie während vieler Sitzungen porträtiert, eine Freundschaft entsteht. Dann aber verlässt Dix, als einer der ersten Künstler in der NS-Zeit aus dem Lehramt entlassen, die Stadt. Tamara bekommt einige große Auftrittsangebote, doch sie geht das Wagnis eines ungesicherten Lebens als Tänzerin nicht ein. Stattdessen heiratet sie 1936 einen Mann, der ihr und ihrer Mutter zwar eine gesicherte Existenz bieten kann, Tamara jedoch das Tanzen verbietet und dem sie sich, wie viele Frauen ihrer Generation, zur Gänze unterordnet. Alt geworden, erinnert sich Tamara an ein glanzvolles Leben, in dem noch alles möglich schien. Sehnsucht macht ungerecht: Die bewegende Erinnerung an ein nicht gelebtes Leben. Schlagworte:Dix, Otto, Kunst, Studentin, Tanz Systematik: Roman / Erzählung Umfang: 188 S. Standort: JAE ISBN: 978-3-86351-451-8
Inhalt: Es ist Zielinski, der da aus dem Nichts heraus Einzug in die Wohnung eines allein lebenden Mannes hält. Zielinski, der gepflegte, höfliche Fremde lebt fortan in einer mit blauem Samt ausgeschlagenen Holzkiste, im größten Zimmer des erzählenden Protagonisten. Es riecht nach Holz. Riecht es wirklich nach Holz? Zielinskis Stimme ist schön. Spricht Zielinski wirklich? Dieser Roman stellt auf eine raffinierte, absurd witzige und mitreißende Weise dar, wie Phantasien und Systeme greifen, wie es funktioniert, sich selbst voll und ganz in eine verheerende Idee zu verstricken, sich sogar in sie zu verlieben. "Zielinski" ist die Geschichte einer sich obsessiv-wahnhaft steigernden Selbstentfremdung, dargestellt auf eine solch eindringliche und logische Weise, dass man als Leser schwerlich noch in Begrifflichkeiten wie "falsch und richtig" oder "gut und böse" mit- oder dagegendenken kann. Nahezu unbemerkt von seinem sozialen Umfeld zieht sich ein Mensch Schritt für Schritt zurück, er kippt aus dem alltäglichen Leben. Dieser Roman ist ein poetischer Seelenkrimi, ein sich immer enger schnürender und ein immer schneller drehender Erzähl- und Mahlstrom. Eine virtuose, radikale Verschiebung des Seins, der Wahrnehmung. Nina Jäckle versteht es, mit sparsam eingesetzten Kunstmitteln und der ihr eigenen, eindringlichen und sensiblen Sprachführung, den Protagonisten einer bis zum Erschrecken folgerichtigen Entwicklung auszusetzen, ganz so, dass einem beim Lesen schier der Atem stockt. Und sie führt beispielhaft vor, dass es nur einer kleinen, außerordentlichen Setzung bedarf, um aus der Welt des Vermittelbaren hinauszufallen, inmitten einer individualisierten Gesellschaft, die für den Einzelnen keine Augen mehr hat. Schlagworte:Phantasie, Roman Systematik: Roman / Erzählung Umfang: 185 S. Standort: JAE ISBN: 978-3-86351-002-2
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